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Martin Andreas Walser

Bilderrahmen: heimgekehrt

Ins Haus zurückgekehrt

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Ich sei gespannt darauf, wann die »Grossmutter« damit beginne, mir Geschichten zu erzählen. Deren Kleid hängt noch immer im Schrank, der mit dem gesamten Mobiliar an mich überging, als ich mein heutiges Tessiner Refugium übernahm. Geschichten erzählt hat sie bislang zwar noch nicht, allerdings stelle ich mir manchmal vor, knackst es zu später Nachtstunde irgendwo im Gebälk, sie wandere durch die Räume.

Dann heute dies, gewissermassen eine Botschaft von ihr, wäre denkbar: ein Nachbar steht plötzlich an meiner Tür. In jenen Jahren, als mein heutiges Haus und praktisch alle anderen Gebäude in der alten Dorfzeile leer und die Türen offen standen, verlassen und scheinbar dem sukzessiven Zerfall übergeben, sei so manches aus deren Innerem verschwunden, erzählt er. Und er zieht etwas hinter seinem Rücken hervor: »Unter anderem dieser kleine Bilderrahmen, den ich Ihnen überreichen möchte, damit er heimkehrt ins Haus, in das er schliesslich gehört.«

Ich war, ich bin gerührt.

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