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Martin Andreas Walser

Zu viel Geschwätzigkeit, aber auch viel Talent da draußen

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»Der Blick hinaus, der frühere!, der dannzumal regelmäßige, hat mich viel, so auch dies gelehrt: zu viel Geschwätzigkeit, aber auch viel Talent existiert da draußen. Ich wollte nie der Laute sein, sondern bin seit jeher der Stille, der Zurückhaltende. Womit ich nicht etwa gleichzeitig, dreist!, Talent für mich reklamieren will! Was soll ich mich aber immerfort bejubeln und hochpreisen!, wie albern das doch ist, stets von sich zu reden, statt das Resultat für sich sprechen zu lassen, aber: mitunter sehe ich mich trotz aller Zurückhaltung gezwungen, einige wenige Hinweise zu hinterlassen, mich und meine Person betreffend: ich, der Er, er, der Ich, ich, der ErIch oder der IchEr namens Robert: das also bin ich, getauft vor soundsovielen Jahren auf diesen Namen nach dem alleinigen Willen des Vaters, steht zu vermuten, selbst wenn Mutter sich nie anders geäußert hat, als dass der Name, der mich durch das Leben begleitet, ihr von Anbeginn gut gefallen habe. Ich trage diesen Namen also, und er trägt ihn, wie unwichtig doch ist, wer von beiden. Ob er. Ob ich. Ob wir beide. Denn wir sind eins. Ich schreibe von ihm, als sei ich er und lasse ihn denken und handeln und fühlen, als sei er ich.«

Aus: »Die Notizen des Verstummten«, Erzählung, 2013, ISBN 9-783732-244928 (auch als E-Book)

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